Rheinauhafen Köln

Wege- und Parkleitsystem

Gestaltung: Studio-Team

Die Umstrukturierung des Rheinauhafens war eines der größten Städtebauprojekt der Stadt Köln der letzten 50 Jahre. Begrenzt wird der reurbanisierte Hafen auf der einen Seite durch den Rhein, auf der anderen durch die Rheinuferstraße; es ergibt sich ein sehr schmales, 2,5 km langes und nur ca. 100 m breites Areal. Diese Form macht eine durchdachte Strukturierung notwenig. In enger Zusammenarbeit mit Architekt*Innen und Stadtplaner*Innen entstand die Gliederung des Hafenareals in 6 Zonen (Plätze und Straßen), die nach Persönlichkeiten der Kölner Stadtgeschichte benannt wurden und die Bildung von Orten und Adressen als Orientierungs- und Identifikationspunkte fördern. Die Zuteilung unterschiedlicher Farben und Nummern unterstützt diese Gliederung, nimmt dem Ort seine Komplexität und sorgt für eine einfache, intuitive Orientierung.

Das Wegeleitsystem
Oberirdisch verdeutlichen 4m hohe, 70cm breite und lediglich 10cm tiefe Stelen die Übergänge zwischen den einzelnen Bereichen. Ihre klare, reduzierte Sprache passt sich der Umgebung harmonisch an. Die Verwendung von rostendem Cortenstahl greift die umgebenen Materialien auf. Das Orientierungssystem wird Teil der Architektur; Glas zum Träger von flexiblen Informationen eines umgenutzen Hafens, der sich im Entstehen befindet. Große Typografie und große Ziffern werden zum Wegweiser durch den gesamten Hafen. Übersichtspläne an der Aufgangsarchitektur zeigen den aktuellen Standort und geben einen Überblick über das Hafenareal.

Das Parkleitsystem
Die Tiefgarage Rheinauhafen zählt zu den längsten Europas. Sie erstreckt sich über zwei Kilometer unterhalb des Rheinauhafens, bietet rund 1.800 Parkplätze, hat drei Ein- und Ausfahrten und 27 Ausgänge. Das Prinzip der Gliederung wurde auch hier konsequent fortgesetzt. Durch den bewussten, großzügigen Einsatz von Farben und Schrift wird dem neutralen, ungestalteten Raum eine intensive, markante und freundliche Ausstrahlung zugewiesen. Bereits vorhandene Flächen werden zum Träger der Informationen, geben unmissverständlich Orientierung.

Ausgezeichnete Orientierung im Rheinauhafen!

red dot communication design 2010

Das Park- und Wegeleitsystem Rheinauhafen wurde im August 2010 mit dem red dot design award ausgezeichnet. Ausschlaggebend waren das herausragende Design und die überzeugende Funktionalität des ganzheitlichen Orientierungssystem. Doch bis es zu dieser Auszeichnung kam, mussten Agenturgründer Tobias Groß und sein Team Antworten auf viele Fragen finden.

Darunter auch auf die, wie man eine Tiefgarage, so lang wie ein Alpentunnel, strukturiert und kennzeichnet, so dass die Nutzer ihre jeweilige Anlaufstelle im Hafen einfach, sicher und schnell finden. Formgewordener Ausdruck dieser Antworten ist ein von klaren Farben und großer Typografie dominiertes Park- und Wegeleitsystem, das das Team in enger Zusammenarbeit mit Architekten und Stadtplanern entwickelt hat. Ebenso beteiligt war die Rheinauhafen-Verwaltungsgesellschaft (RVG), die vor Ort die Fäden in der Hand hilt.

Parken nach Farben: »Um dem beeindruckenden Raum der Tiefgarage Struktur zu verleihen und Autofahrern und Fußgängern eine erste Orientierung zu geben, haben wir ihn in sechs klar unterscheidbare Farbzonen gegliedert und diese durchnummeriert«, erklärt Groß. »Ergänzend dazu haben wir an den Auf- und Abgängen die Namen der darüber liegenden Gebäude, Straßen und Plätze angebracht – und damit bewusst auf eindeutige und bekannte Zeichen gesetzt, die sich den Menschen leicht und schnell erschließen.«

Wohnen nach Zahlen: Diese unterirdische Farbgliederung und Nummerierung wird oberirdisch fortgeführt. Dort zeigen vier Meter hohe Stelen aus Glas und rostendem Cortenstahl die Übergänge zwischen den einzelnen Bereichen an: »Ich befinde mich im orangenen Abschnitt am Elisabeth-Treskow-Platz – und der gelbe Bereich mit der Wohnwerft am Anna-Schneider-Steig beginnt 150 m vor mir.« Leuchtende Farbstreifen im Boden unterstützen die Orientierung insbesondere bei Nacht. Doch nicht nur diese, denn auch draußen sind die Zugänge zur Tiefgaragen mit farbigen Ziffern gekennzeichnet. »Die Typografie weist auch hier unübersehbar den Weg«, erklärt Tobias Groß.

Der alte Hafen muss spürbar sein: »Ein wichtiger Aspekt der Kommunikationsstrategie war es, einen lebendigen, gewachsenen und urbanen Gesamteindruck des neuen Stadtteils zu erzeugen, um so eine Abgrenzung zu reinen Neubauprojekten zu erreichen«, so Groß. »Deshalb kam es uns vor allem darauf an, zuallererst Tradition und Charakter des alten, gewachsenen Hafens zum Ausdruck zu bringen – Identität zu stiften und emotionale Werte zu transportieren.« Der alte Hafen müsse spürbar sein. Gleichzeitig drücke die auf einer klaren Formsprache und Typografie aufgebaute visuelle Sprache den modernen und zukunftsgewandten Anspruch des Projektes aus. »Wir wollten den Bewohnern des Geländes ein freundliches und sympathisches Zeichen für ihre neue Heimat geben.«